zoomText
  • A
  • A
  • A
pdf
PDF-Erstellung läuft.....

LEO XIV.

GENERALAUDIENZ

Petersplatz
Mittwoch, 1. Oktober 2025

[Multimedia]

___________________________________

AR  - DE  - EN  - ES  - FR  - HR  - IT  - PL  - PT  - TA  - ZH_TW

Grußwort des Heiligen Vaters in der Audienzhalle vor Beginn der Generalaudienz:

Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Friede sei mit euch!

Guten Morgen! (auf Deutsch)

Liebe Pilger, guten Tag! Euch alle, die ihr mit der Wallfahrt des »Malteser Hilfsdienst« aus Deutschland nach Rom gekommen seid, begrüße ich sehr herzlich. (Als die Anwesenden applaudieren, fügte er auf Deutsch hinzu : Ja, gut. Ja, Danke.) Vor der Generalaudienz auf dem Petersplatz wollte ich euch gerne hier in der »Aula Paolo VI« persönlich begegnen. Hier habt ihr die Möglichkeit, alles, was auf dem Petersplatz geschieht, auf den Bildschirmen gut zu verfolgen, und gleichzeitig seid ihr hier besser vor dem Wetter geschützt.

Jetzt beten wir zusammen das »Ave Maria« und vertrauen alle eure Anliegen und die Menschen zuhause, für die ihr beten wollt, der allerseligsten Jungfrau Maria an, und dann erteile ich euch den Apostolischen Segen.

________________________________________

Liebe Brüder und Schwestern, guten Tag!

Der Mittelpunkt unseres Glaubens und das Herzstück unserer Hoffnung sind tief in der Auferstehung Christi verwurzelt. Wenn wir die Evangelien aufmerksam lesen, merken wir, dass dieses Geheimnis nicht nur deshalb erstaunlich ist, weil ein Mensch – der Sohn Gottes – von den Toten auferstanden ist, sondern auch wegen der Weise wie er es getan hat. Denn die Auferstehung Jesu ist kein donnernder Triumph, sie ist keine Rache und keine Vergeltung gegen seine Feinde. Sie ist das wunderbare Zeugnis dafür, dass die Liebe fähig ist, sich nach einer großen Niederlage wieder zu erheben, um ihren unaufhaltsamen Weg fortzusetzen.

Wenn wir uns nach einem von anderen verursachten Trauma wieder erheben, dann ist die erste Reaktion oft der Zorn, der Wunsch, es jemandem heimzuzahlen für das, was wir erlitten haben. Der Auferstandene reagiert nicht auf diese Weise. Aus der Unterwelt des Todes herausgekommen, nimmt Jesus keine Rache. Er kehrt nicht mit machtvollen Gesten zurück, sondern bringt mit Sanftmut die Freude einer Liebe zum Ausdruck, die größer ist als jede Wunde und stärker als jeder Verrat.

Der Auferstandene verspürt keinerlei Bedürfnis, seine Überlegenheit zu betonen oder zum Ausdruck zu bringen. Er erscheint seinen Freunden – den Jüngern –, und er tut dies mit äußerster Zurückhaltung, ohne die Zeiten ihrer Annahmefähigkeit zu forcieren. Sein einziger Wunsch besteht darin, wieder in Gemeinschaft mit ihnen zu sein und ihnen zu helfen, ihr Schuldgefühl zu überwinden. Wir sehen das sehr gut im Abendmahlssaal, wo der Herr seinen Freunden erscheint, die in der Angst verschlossen sind. Es ist ein Augenblick, der eine außerordentliche Kraft zum Ausdruck bringt: Nachdem Jesus in den Abgrund des Todes hinabgestiegen ist, um jene zu befreien, die dort gefangen waren, tritt er in das verschlossene Zimmer derer ein, die vor Angst gelähmt sind, und bringt ihnen ein Geschenk, auf das keiner zu hoffen gewagt hätte: den Frieden.

Sein Gruß ist einfach, fast alltäglich: »Friede sei mit euch!« (Joh 20,19). Er wird jedoch von einer Geste begleitet, die so schön ist, dass sie beinahe unpassend erscheint: Jesus zeigt den Jüngern seine Hände und seine Seite mit den Zeichen des Leidens. Warum zeigt er die Wunden gerade denen, die ihn in jenen dramatischen Stunden verleugnet und verlassen haben? Warum verbirgt er jene Zeichen des Schmerzes nicht? Warum vermeidet er es nicht, die Wunde der Scham wieder zu öffnen?

Dennoch heißt es im Evangelium, dass die Jünger sich freuten, als sie den Herrn sahen (vgl. Joh  20,20). Das hat einen tiefen Grund: Jesus ist bereits vollkommen versöhnt mit allem, was er erlitten hat. Er hegt nicht den geringsten Groll. Die Wunden dienen nicht dazu, Vorwürfe zu machen, sondern eine Liebe zu bestätigen, die stärker ist als jede Untreue. Sie sind der Beweis, dass Gott gerade in dem Augenblick, in dem wir versagt haben, sich nicht zurückgezogen hat. Er hat nicht auf uns verzichtet.

So zeigt sich der Herr nackt und wehrlos. Er stellt keine Ansprüche, er erpresst nicht. Seine Liebe ist eine Liebe, die nicht demütigt: Sie ist der Friede dessen, der aus Liebe gelitten hat und jetzt endlich sagen kann, dass es sich gelohnt hat.

Wir dagegen maskieren unsere Wunden oft aus Stolz oder aus Furcht, schwach zu erscheinen. Wir sagen: »Es macht nichts«, »es ist alles vorbei«, aber wir sind nicht wirklich im Frieden mit dem Verrat, von dem wir verletzt worden sind. Manchmal verstecken wir lieber, wie schwer es uns fällt zu vergeben, um nicht verletzlich zu erscheinen und nicht Gefahr zu laufen, erneut zu leiden. Jesus nicht. Er zeigt seine Wunden als Garantie der Vergebung. Und er zeigt, dass die Auferstehung keine Auslöschung der Vergangenheit ist, sondern ihre Verklärung in einer barmherzigen Hoffnung.

Dann sagt der Herr noch einmal: »Friede sei mit euch!« Und er fügt hinzu: »Wie mich der Vater gesandt hat, so sende ich euch«  (V. 21). Mit diesen Worten vertraut er den Aposteln eine Aufgabe an, die nicht so sehr eine Macht ist als vielmehr eine Verantwortung: in der Welt Werkzeuge der Versöhnung zu sein. Es ist, als sagte er: »Wer kann das barmherzige Angesicht des Vaters verkündigen, wenn nicht ihr, die ihr Scheitern und Vergebung erfahren habt?«

Jesus haucht sie an und schenkt ihnen den Heiligen Geist (V. 22). Es ist derselbe Geist, der ihn im Gehorsam gegenüber dem Vater und in der Liebe bis zum Kreuz getragen hat. Von diesem Augenblick an können die Apostel nicht mehr schweigen über das, was sie gesehen und gehört haben: dass Gott vergibt, wieder erhebt, neues Vertrauen schenkt.

Das ist das Herzstück der Sendung der Kirche: nicht Macht auszuüben über die anderen, sondern die Freude derer zu vermitteln, die geliebt worden sind, gerade dann, als sie es nicht verdienten. Es ist die Kraft, die die christliche Gemeinschaft entstehen und wachsen ließ: Männer und Frauen, die die Schönheit entdeckt haben, zum Leben zurückzukehren, um es den anderen schenken zu können.

Liebe Brüder und Schwestern, auch wir sind ausgesandt. Auch uns zeigt der Herr seine Wunden und sagt: »Friede sei mit euch!« Habt keine Angst, eure von der Barmherzigkeit geheilten Wunden zu zeigen. Fürchtet euch nicht, denen nahe zu sein, die in Angst oder Schuldgefühlen verschlossen sind. Möge der Hauch des Heiligen Geistes auch uns zu Zeugen dieses Friedens und diese Liebe machen, die stärker ist als jede Niederlage.

________________________________________

APPELL

Ich bin betrübt über die Nachrichten, die aus Madagaskar kommen, über die gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen der Polizei und jungen Demonstranten, die zum Tod einiger von ihnen geführt haben und in denen es etwa hundert Verletzte gegeben hat. Bitten wir den Herrn, dass man immer jegliche Form der Gewalt vermeiden und das ständige Streben nach gesellschaftlicher Eintracht unterstützen möge durch die Förderung der Gerechtigkeit und des Gemeinwohls.

* * * 

Liebe Brüder und Schwestern deutscher Sprache, die Apostel empfingen vom Auferstandenen die Vollmacht zur Vergebung der Sünden, um unsere Wunden zu heilen und unseren Herzen Frieden zu schenken. Dieser Friede des Herrn sei allezeit mit euch!